Alpenbrevet 2023 – Platintour

Alpenbrevet 2023 – Platintour

Bereits im letzten Herbst/Winter hatte ich mich für das Alpenbrevet 2023 angemeldet, ich fand ich müsste ein Ziel zum Trainieren haben und eine Herausforderung. ☺️

Ja welche Runde sollte ich denn machen? Bronze, Silber, Gold oder Platin? 🤔

Ich hatte mich für die Platinrunde angemeldet, was soviel heisst wie 5 Pässe, 267km und 7000hm…. So etwas habe ich noch nie gemacht. Vor einigen Jahren fuhr ich in Südafrika mal 200km und das war richtig hart und weit von diesen 7000hm weg.

So hatte ich also ein Ziel… doch ich war mir wirklich nicht sicher, ob es eine gute Idee war und ob ich das schaffen würde.

Ich habe mich aber schon früh entschieden, dass ich nur an den Start gehen würde, wenn das Wetter passen würde, denn bei Regen oder gar Schnee würde ich mir das nicht antun.

So rückte das Datum das Event, 2.Sept. 23 immer näher und dann gab es eine Woche vor dem Event noch einen Kälteeinbruch und die 4 der 5 Pässe waren kurzzeitig geschlossen. 🤨

Doch ab Mitte der Woche stiegen die Temperaturen wieder und es schien als würde das Wetter für den 2. Sept. 23 gut werden.

Jetzt musste ich mich noch nach einer Übernachtungsmöglichkeit umschauen, was gar nicht so einfach war, doch schliesslich erhielten Erich und ich bei Muriel ein Bett, danke nochmals ganz herzlich.

So fuhren wir also am Freitag nach der Arbeit nach Andermatt, schafften es gerade noch die Startnummer zu holen bevor der Check-in geschlossen wurde.

Der Start war auf 6.15Uhr angesagt, was hiess mit Licht zu fahren, denn es war natürlich noch dunkel.

Es wurde in Slots von 100 FahrerInnen gestartet und weil ich etwas knapp an den Start kam, reihte ich mich ganz hinten in, was hiess ich war erst im 3. Slot, also mein Start war um 6.25Uhr.

Zuerst fuhren von Andermatt nach Wassen, dieser Teil der Streck war neutralisiert, da nicht ganz ungefährlich bei Dunkelheit und den vielen Tunnels.

Ab Wassen ging’s dann hoch zum Sustenpass 18km bis zur Passhöhe auf 2224hm. Etwa nach 10km wechselte ich den Helm und entledigte mich der warmen Kleider, die ich am Start angezogen hatte. Erich hat dort auf mich gewartet.

Weiter ging’s vom Susten nach Innertkirchen, dort bogen wir ab hinauf zum Grimsel und schon bald kam die erste Verpflegungsstation. Doch dort sah es aus, als hätte sich eine Horde Heuschrecken darüber hergemacht. So teilte ich Erich auf dem Grimsel mit, ob er mir nicht Brötchen kaufen und Eingeklemmte machen könnte. Für mich dachte ich, bei jedem Marathonrennen, waren die Verpflegungen besser als hier.

Der Anstieg zum Grimsel war von Innertkirchen bis zur Passhöhe auf 2164m.ü.M 26km lang und wir hatten auch Gegenwind. Doch es lief ganz gut, immer wieder konnte ich FahrerInnen überholen, da realisierte ich auch dass es doch etliche FahrerInnen hatte, die mit einem E-Rennvelo unterwegs waren.

Auf dem Grimsel verpflegte ich mich mit einem feinen Sandwich von Erich, als ich dann eine grössere Gruppe losfahren sah, hängte ich mich dieser an, denn bis nach Airolo war es eine lange Abfahrt mit langen Geraden und da wollte ich nicht alleine unterwegs sein. So sausten wir die über 30km lange Abfahrt hinunter nach Airolo, dort war die nächste offizielle Verpflegung, die das dann schon viel geordneter aus und es hatte auch noch für alle etwas zu essen und zu trinken. Nochmals stoppte ich kurz bei Erich, der gleich dort stand und schloss mich auch hier wieder einer Gruppe an, den nun ging nochmals über 30km bis Biasca, wo wir dann Richtung Lukmanier abbogen. Dieses Teilstück machte mir im Vorfeld am meisten «Bauchweh» denn es war dies lange Abfahrt bis Biasca meist mit Gegenwind, was auch am Samstag wieder so war und dann die 40km hinauf bis zum Lukmanier. So war ich wirkich froh, dass ich mit der Gruppe mitfahren konnte, denn den Rest des «Rennens» fuhr ich meinst für mich alleine, so konnte ich mein Tempo fahren. Eigentlich hatte ich mit Erich abgemacht, dass er mich irgendwo im Aufstieg nochmals verpflegt, doch da war ich dann immer noch in dieser Gruppe und so fuhr ich an Erich vorbei.

Nicht viel später jedoch fiel die Gruppe auseinander, der Anstieg wurde leicht steiler und die meisten konnten meinem Tempo nicht folgen, ich wollte sie nicht abhängen, sondern fuhr einfach mein Tramp.

Kurz vor Olivone wartete Erich nochmals auf mich, ich bekam nochmals ein Sandwich, ich war so froh um diese Sandwiches, denn es war etwas salziges und nicht immer nur süsses Zeugs, das brauche ich einfach. In den Verpflegungsstationen nahm ich auch wenn immer möglich Bouillon.

Als ich weiter fuhr, merkte ich, dass ich mein Gilet nicht ausgezogen hatte. Als Erich kurz danach an mir vorbei fuhr, machte ich das «Auto-Stopp» – Zeichen, doch ich glaube er interpretierte es eher alls «Alles okay».

In Olivone stoppte ich für eine Bouillon und etwas Banane… und plötzlich stand Erich neben mir, und so konnte ich mein Gilet doch noch abgeben.

Das es jetzt ziemlich heiss war, stoppte ich später auch noch an einem Brunnen um meinen Bidon aufzufüllen, denn ich hatte das Gefühl, dass mein Bidon nicht reichen würde bis zur Passhöhe, und Brunnen waren eher spärlich gesät an den Pässen.

An diesem Pass meldeten sich nun auch die Schmerzen in meinen Füssen und das war nun nebst der Länge, denn nun war ich bereits so lange unterwegs, wie noch nie zuvor, eine weiter Herausforderung die es zu händeln galt.

Langs fühlte ich dass die Beine schwerer drehten und es zog sich hin, bis ich endlich die Passhöhe erreichte. Nochmals erhielt ich ein Sandwich bevor es in die zweit letzte Abfahrt ging. Ich war einmal mehr alleine unterwegs, doch das störte mich nicht wirklich und die Abfahrt war gut, es rollte und ich musste nicht viel machen, ausser natürlich konsentriert zu sein, dass ich die Kurven gut fahren würde und es zu keinem Sturz kam.

Kurz vor Disentis ging es leicht hoch und ich hatte das Gefühl, meine Beine würden icht mehr drehen. Das konnte ja heiter werden für den letzten Aufstiech hoch zum Oberalp, dachte ich mir. Dieser Aufstieg war nochmals 21km lang und die Passhöhe auf 2044m.ü.M.

Nach einer letzten Verpflegung in Disentis, wo es leider keine Bouillon gab, dafür Bündnernusstorte, dies machte die Enttäuschung von keiner Bouillon wieder weg, denn diese kleinen Nusstörtchen sind einfach super fein. So nahm ich gleich noch einige mit, damit ich auch wirklich die letzte Hürde noch schaffen würde.

Eine kleine Männergruppe, war nicht weit vor mir zu sehen und überraschender Weise fand ich einen guten Rhythmus und konnte zu dieser Gruppe aufschliessen, ich entschied mich, dass ich in dieser Gruppe weiterfahren würde und sie nicht versuchen würde, sie zu überholen.

In Sedrun, sollte Erich nochmals stehen und ich wollte da den Bidon wechseln, denn ich hatte keine Lust mehr, auf was ich im Bidon hatte, so schwenkte ich aus der Gruppe aus und drehte um mir den Bidon zu holen, denn Erich sass im Cafe und hat mich nicht gesehen. So war ich also wieder alleine unterwegs. Doch ich konnte die Gruppe schon bald wieder aufholen, es lief mir wirklich erstaunlich gut. Diesmal fuhr ich eine Weile in der Gruppe mit, doch plötzlich liessen sie mich ziehen. Doch dann etwa 5km vor der Passhöhe, kehrten die Schmerzen in den Füssen zurück und zwar so richtig stark, ich musste wirklich Druck von den Pedalen nehmen, was natürlich zur Folge hatte, dass ich langsamer wurde.

Ich versuchte die Landschaft zu geniessen und so die Schmerzen in den Füssen zu ignorieren, was aber nicht wirklich gelang. Doch ich kämpfte weiter, es war ja nun wirklich nicht mehr weit.

Dann endlich sah ich den Turm auf dem Oberalp und dieser zog ich magisch an. Doch die Schmerzen waren jetzt wirklich sehr gross, jede Pedalumdrehung schmerzte und ich brauchte alle meine Willenskraft um noch zu treten. Doch dann endlich ich hatte es geschafft. Jetzt nur noch die Abfahrt hinunter nach Andermatt.

Diese letzte Abfahrt konnte ich so richtig geniessen und als ich unten in Andermatt ankam, lagen die letzten ca. 2km vor mir.

Schliesslich kam ich nach 12:26:53 Stunden ins Ziel, bei dieser Zeit sind alle Pausen und Stopps mit dabei.

Es war schon ein cooles Gefühl, nach dieser Zeit im Sattel ins Ziel zu kommen! MEGA!!

Ein grosses Dankeschön an Erich, der mich den ganzen Tag mit dem Auto begleitet hatte. Es war nebst der Verpflegung auch die mentale Unterstützung!!